Neue Datenbank der Tierschutz-Skandale

Gemeinsam mit den Tierrechtsorganisationen Soko Tierschutz, Animal Rights Watch und tierretter.de hat das Deutsche Tierschutzbüro ein europaweit einzigartiges Projekt ins Leben gerufen: Die Karte der Tierquälerei. Unter www.tierschutz-skandale.de können Interessierte sämtliche Aufdeckungen der vier Organisationen einsehen. Allein in den Jahren 2016-2023 handelte es sich dabei um 163 Tierschutz-Skandale! Im Mittelpunkt der Tierquälerei-Datenbank steht eine Deutschlandkarte, auf der die Landkreise markiert sind, in denen Tierschutzverstöße dokumentiert wurden. Zu jedem Fall sind weitere Informationen aufrufbar. Zudem kann durch ein Suchfeld gezielt nach Verstößen gesucht werden und es gibt eine Unterseite mit Statistiken.
Keine „bedauerlichen Einzelfälle“
Die Datenbank der Tierquälerei soll auch mit allen zukünftigen Aufdeckungen regelmäßig vervollständigt werden und so einen umfassenden Überblick über Tierschutz-Skandale in Massentierhaltungen in Deutschland geben. Das Projekt macht damit auch deutlich, dass es sich bei Tierschutzverstößen nicht um „bedauerliche Einzelfälle“ und „schwarze Schafe“ handelt – so, wie Politik und Lobby oft behaupten. In allen Bundesländern und in allen Haltungsformen kommt es immer wieder zu Skandalen. Tierquälerei ist Teil des Systems Massentierhaltung. Leid und Schmerzen sind Alltag für viele Tiere in Zucht-, Mast- und Schlachtbetrieben.
Staatliche Kontrollinstanzen versagen
Die in der Datenbank gesammelten Tierschutz-Skandale basieren auf Recherchen der jeweiligen Tierrechtsorganisationen. Den zuständigen Behörden waren die dokumentierten Missstände im Vorfeld nicht bekannt und sie wurden erst durch die Organisationen darauf aufmerksam gemacht. Kein Wunder: Laut Angaben der Bundesregierung wird ein Mastbetrieb in Deutschland durchschnittlich alle 17 Jahre kontrolliert. In den Bundesländern, in denen die meisten sogenannten Nutztiere gehalten werden, sogar noch seltener. So wird ein Mastbetrieb in Niedersachsen beispielsweise durchschnittlich alle 21 Jahre und in Bayern alle 49 Jahre überprüft. Dabei werden Kontrollen durch das Veterinäramt in der Regel vorher telefonisch angekündigt.
Keine Konsequenzen für Tierquälerei
Dass bei angekündigten Kontrollen durch das Veterinäramt nur selten Tierschutzverstöße und Straftaten dokumentiert werden, ist klar. Deshalb sind Aufdeckungen wie die von Soko Tierschutz, Animal Rights Watch, tierretter.de und dem Deutschen Tierschutzbüro so wichtig.
Immer wieder werden Verstöße gegen Gesetze und sogar Straftaten gefilmt, die dann auch zur Anzeige gebracht werden. Allerdings werden in den seltensten Fällen die Verantwortlichen vor Gericht gestellt oder Straftaten geahndet. So zeigt die Datensammlung der Tierrechtsorganisationen, dass es bei den 163 dokumentierten Fällen, nur bei 24 Fällen zu einer Verurteilung nach einem Gerichtsverfahren kam. In den meisten Fällen mussten die Verantwortlichen lediglich eine Geldstrafe zahlen. Nur in 3 Fällen wurden Haftstrafen auf Bewährung ausgesprochen, das sind gerade einmal 2 % (von den 163 Fällen). Zu einem Tierhalteverbot bzw. Tierbetreuungsverbot kam es nur in 5 Fällen, das sind 3 % (von 163 Fällen).
Zur Datenbank der Tierschutz-Skandale
Am 13.06.2023 berichtete ARD Fakt über das neue Projekt. Hier findest Du den Link zum Beitrag in der Mediathek.
Presseberichte (Auswahl)
- ARD Tagesschau (13.06.2023): „Zu geringe Strafen bei Tierquälerei?„
- taz (13.06.2023): „Tierquälerei ist Alltag„
- Prosieben (14.06.2023): „Tierschützer klagen an: Tierquälerei wird zu lasch geahndet“„