„Preis der Herzlosigkeit 2022” an Westfleisch verliehen

„Preis der Herzlosigkeit 2022” an Westfleisch verliehen

Jedes Jahr vergibt das Deutsche Tierschutzbüro einen Negativ-Preis. Mit diesem Preis wollen wir Unternehmen oder Personen “auszeichnen”, die von Tierquälerei profitieren oder Tiere direkt bzw. indirekt ausbeuten. In der Vergangenheit haben u. a. die Modekonzerne Breuninger und Bogner den Preis wegen des Verkaufs von Echtpelz erhalten. Beide Unternehmen sind mittlerweile pelzfrei. Aber auch der Betreiber des berüchtigten Schweinehochhauses und das Schlachtunternehmen Tönnies wurden schon mit dem Negativ-Preis „geehrt“.  

Dieses Jahr geht der „Preis der Herzlosigkeit“ an den Fleischkonzern Westfleisch in Münster. Wir begründen unsere Entscheidung damit, dass das Unternehmen bei Verstößen gegen den Tierschutz nicht konsequent durchgegriffen hat und stattdessen den Menschen auf der firmeneigenen Website eine heile Welt vom „Bauern von nebenan“ suggeriert.

<
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Mehr Schein als Sein bei Westfleisch

Westfleisch tötet pro Jahr knapp acht Millionen Schweine. Dabei betreibt Westfleisch selbst keine Mastanlagen, sondern arbeitet nach eigenen Angaben mit über 3.000 landwirtschaftlichen Betrieben zusammen. Die bei Westfleisch geschlachteten Schweine stammen überwiegend aus der Massentierhaltung, wo sie auf Spaltenböden gehalten werden und keinerlei Auslauf haben. Vor wenigen Wochen haben wir aus sieben Westfleisch-Zulieferbetrieben Bildmaterial veröffentlicht.

Vorgegaukelte heile Tierschutz-Welt

Die Aufnahmen sind schockierend, in allen Betrieben wurden kranke, verletzte und sogar tote Schweine vorgefunden. Eine ärztliche Behandlung von kranken Tieren erfolgte offenbar überhaupt nicht oder unzureichend. In einem Betrieb in Niedersachsen wiesen 70 % der Tiere meist blutige Verletzungen der Ringelschwänze auf. In anderen Betrieben wurde kranken Tieren nachts nicht ausreichend Wasser und Futter zur Verfügung gestellt. Versteckte Kameras filmten, wie Schweine brutal mit Elektroschockern, die teilweise in das Gesicht der Tiere gehalten wurden, auf Transporter zum Westfleisch-Schlachthof getrieben worden sind. Einige der Betriebe nehmen sogar an der „Initiative Tierwohl“ teil und erhalten EU-Subventionen, damit die Tiere besser gehalten werden. Es wurden unmittelbar die Veterinärämter informiert, die meist schnell gehandelt, eine Kontrolle durchgeführt und die Missstände selbst vorgefunden haben. Teilweise haben die Ämter selbst Strafanzeige erstattet.

Auf der Westfleisch-Website wurden einzelne Zulieferbetriebe in sogenannten „Hofportraits“ dargestellt, es wurde in die Kamera gelacht und der „Bauer von nebenan“ präsentiert. Über diese Hofportraits wurden die Betriebe ausgewählt, die dokumentiert wurden. Nach bekanntwerden der Bilder hat Westfleisch die Hofportraits von der Website genommen. Offenbar hat der Konzern Angst, dass noch weiteres Bildmaterial aus weitere Stallungen veröffentlich wird.
Daneben hat Westfleisch angekündigt, mehr Kontrollen durchzuführen. Dabei kontrolliere das Schlachtunternehmen nach eigener Darstellung ohnehin schon alle Bereiche. Zudem stünde der Tierschutz im Fokus und man hätte ein Tierschutzmanagement. Westfleisch hat die Zusammenarbeit mit den Skandalbetrieben bisher nicht beendet.

Diese Scheinheiligkeit war mit ein Grund für uns, den Konzern heute mit dem Negativ-Preis auszuzeichnen. Die vorgegaukelte heile Tierschutz-Welt, die Westfleisch auf seiner Website präsentiert, hat nichts mit der Realität zu tun. Letztlich geht es dem Unternehmen nur darum, Tiere im Akkord zu schlachten und möglichst viel Profit zu machen.

Westfleisch lehnt den Preis ab

Heute haben knapp zehn Aktivist*innen des Deutschen Tierschutzbüros im Rahmen einer Protestaktion versucht, den „Preis der Herzlosigkeit“ an die Verantwortlichen der Firma Westfleisch zu übergeben. Doch niemand hat sich bereit erklärt, den Preis anzunehmen. Mit Banner, Schildern und einem Megaphon wurde auf die Tierquälerei in Westfleisch –Zuliefererbetrieben aufmerksam gemacht. Westfleisch stellt sich seiner Verantwortung nicht und versteckt sich.

 

Mehr zur Westfleisch-Kampagne

 

Medienberichte (Auswahl)
WDR
Nord24

WAZ
Radio WMW
WDR Lokalzeit