Tönnies-Zulieferer: Schweine verhungern & verdursten

Tönnies-Zulieferer: Schweine verhungern & verdursten

Schon wieder liegt uns erschreckendes Videomaterial aus einem Schweinemastbetrieb vor und schon wieder handelt es sich dabei um einen Zulieferbetrieb des Fleischkonzerns Tönnies. Die Aufnahmen stammen aus einem Betrieb im Kreis Kleve (NRW). Rund 1.000 Schweine werden dort auf Spaltenböden gehalten, einen Auslauf gibt es nicht. 

Gleich mehrfach hat sich ein Undercover-Team in die Stallung geschlichen. Immer wieder zeigte sich das gleiche, grausame Bild: Kranke, verletzte und blutende Tiere. Einige Schweine haben Handball-große Abszesse, andere Nabelbrüche. Eine tierärztliche Behandlung der Tiere erfolgt ganz offensichtlich nicht. Eine gesetzlich vorgeschriebene Krankenbucht ist auf dem Videomaterial ebenfalls nicht zu sehen.

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Zum Sterben in den Gang gelegt

Der Hauptvorwurf ist aber, dass der Landwirt kranke und verletzte Schweine einfach in einen Gang ablegt, wo die Tiere weder Zugang zu Wasser noch zu Futter haben. Sie verhungern und verdursten qualvoll. Dem Landwirt ist das völlig egal: Immer wieder ist auf den Aufnahmen der versteckten Kameras zu sehen, wie er an den Tieren im Zwischengang vorbeigeht. Schließlich entsorgt er die toten Schweine wie Müll. 

Dass dieses Vorgehen gesetzwidrig ist, sollte der Landwirt eigentlich wissen, schließlich ist er Mitglied im „Rheinischen Erzeugerring für Mastschweine e.V.“ mit Sitz in Sonsbeck und erfüllt dort ein Ehrenamt. 

 

Insgesamt katastrophale Zustände im Tönnies-Zulieferbetrieb

Die Zustände in dem Betrieb sind allgemein katastrophal und das ganz offensichtlich nicht erst seit Kurzem: Das Undercover-Team findet in dem Betrieb Dokumente, die aufzeigen, dass im Zeitraum März 2021 bis Dezember 2021 in mindestens 14 Fällen Fleisch von geschlachteten Schweinen nicht dem menschlichen Verzehr zugeführt werden durften. Die Weiterverarbeitung hatte damals das Veterinäramt Gütersloh im Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück gestoppt, da es Auffälligkeiten wie Keime in der Blutbahn („Blutvergiftung“), Streuung von Eitererregern im Blut, Bauchfellentzündungen, Gelenkentzündungen oder Lymphknoten-Veränderungen gab. Der Verzehr könnte bei Tier und Mensch zu einem gesundheitlichen Risiko führen, heißt es in den Bescheinigungen. Die Erkrankungen sind offenbar auch auf eine schlechte Tierhaltung zurückzuführen.

Schweine in der Bucht. Eines hat einen großen Nabelbruch, der anscheinend nicht tierärztlich behandelt wird.
Zwischen den Buchten liegt ein abgemagertes, totes Schwein im Gang.
Es sind zwei Schweine in der Bucht zu sehen. Das vordere Tier hat ein stark entzündetes Ohr mit bereits schwarzem und absterbendem Gewebe.

Tönnies erneut in den Schlagzeilen

Die Aufnahmen reihen sich ein in eine ganze Serie von Skandalen, die wir seit 2020 immer wieder bei Tönnies-Zulieferbetrieben aufgedeckt haben. Dies ist bereits der sechste Fall und es wird sicherlich auch nicht der letzte sein, denn das System Tönnies funktioniert nur durch Massentierhaltung und Ausbeutung von Tieren. 

Erst kürzlich wurde ein ehemaliger Tönnies-Zulieferer vom Amtsgericht Papenburg wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz zu einer Geldstrafe von 8.500 Euro verurteilt. Und im November 2022 wurden gleich zwei Strafbefehle gegen Schweinemäster erlassen. In einem Fall musste der Landwirt eine Geldauflage von 5.600 Euro zahlen, im anderen Fall gilt der Mäster nun als vorbestraft. Beide Landwirte hatten in der Vergangenheit u.a. auch an Tönnies geliefert.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt 

Unmittelbar nach Sichtung des Materials haben wir das zuständige Veterinäramt informiert sowie Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Kleve erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits gegen den Verantwortlichen wegen des Verdachts der Tierquälerei (AZ 303 Js 491/22). 

Leider ist unsere Erfahrung, dass Tierquälerei nur in den seltensten Fällen geahndet und dann meist auch nur mit geringen Strafen belegt wird. Das zeigt auch unsere Online-Datenbank mit den Tierschutz-Skandalen der letzten Jahre. Daher liegt es an uns allen, dem System Massentierhaltung die Stirn zu bieten: Mit einer veganen Ernährung retten wir aktiv Tierleben und sorgen dafür, dass solche Zustände bald der Vergangenheit angehören.

UPDATE
Juli 2023
Tönnies nimmt keine Tiere mehr von dem Betrieb ab.