Totgeschlagene Ferkel: Beschuldigte verurteilt

Im Sommer 2017 veröffentlichte das Deutsche Tierschutzbüro gemeinsam mit Stern TV (Mitschnitt findest du unten) erschütternde Aufnahmen aus einer der größten Schweinezucht-Anlagen in Niedersachsen. Über einen längeren Zeitraum hinweg hatten versteckte Kameras dokumentiert, wie Arbeiter*innen kranke und schwache Ferkel immer wieder auf den Boden schlugen, um sie so zu töten. Besonders erschütternd war, dass mindestens ein Ferkel diesen Gewaltakt überlebte. Anschließend verendete es qualvoll im Mülleimer. Und obwohl die Täter*innen bereits 2019 verurteilt wurden, hat die Staatsanwaltschaft uns erst jetzt, im Sommer 2021, darüber in Kenntnis gesetzt.
Zahlreiche Tierschutzverstöße
Im Jahr 2017 haben Tierrechtler*innen sechs Monate lang in einer der größten Schweinezucht-Anlagen im Landkreis Rotenburg in Niedersachsen gefilmt und die Abläufe dokumentiert. Immer wieder verschafften sie sich nachts Zutritt zur Anlage, in der ca. 2.500 Schweinemütter mit mehreren Zehntausend Ferkeln gehalten werden. Dabei installierten sie versteckte Kameras. So konnten die grausamen Praktiken in dem Großbetrieb dokumentiert werden.
Die Aufnahmen zeigten, dass die Kastenstände, in denen die Schweinemütter gehalten wurden, viel zu eng waren. Ein klarer Verstoß gegen die Tierschutz-Nutztierverordnung. Die Schweinemütter können sich in diesen körpergroßen Metallkäfigen noch nicht einmal umdrehen. Auch waren an vielen Stellen im Betrieb die Spaltenböden im Ferkelbereich rund um die Kastenstände zu breit. Eine Gefahr für neugeborene Ferkel, die in den Spalten stecken bleiben und sich nicht aus eigener Kraft befreien können.
Der Hauptvorwurf war und ist aber, dass kranke und schwache Ferkel nicht tierärztlich versorgt worden sind. Stattdessen wurden sie von den Arbeiter*innen einfach so lange auf den Boden geschlagen, bis sie vermeintlich tot waren. Diese brutale Praktik wurde mehrfach von den versteckten Kameras gefilmt. Besonders erschütternd ist, dass mindestens ein Ferkel diesen Gewaltakt überlebte und anschließend qualvoll im Mülleimer verendete.
Konsequenzen für die Beschuldigten
Mit unserer Kampagne „Geboren um zu sterben“ und einer Petition auf Change.org forderten wir damals, dass die Täter*innen verurteilt und bestraft werden. Über 80. 000 Menschen schlossen sich dieser Forderung an. Wir hatten natürlich umgehend Strafanzeige erstattet und das gesamte Bildmaterial der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2018 kam es jedoch überraschend zur Einstellung des Verfahrens. In der Begründung hieß es, dass basierend auf den Aufnahmen nicht zweifelsfrei bewiesen werden könne, dass den Tieren erheblich Leid und Schmerz zugefügt worden ist.
Wir haben daraufhin selbstverständlich Beschwerde gegen die Einstellung eingereicht und der Fall wurde noch einmal aufgerollt. Nun, vier Jahre später, erfahren wir, dass es bereits 2019 zur Verurteilung einiger der Beschuldigten gekommen ist. Auf den Bildaufnahmen war u.a. eine Frau zu sehen, die mehrere Ferkel auf den Boden schlug, um sie so zu töten. Sie wurde zu einer Geldstrafe von 1.200 Euro (30 Tagessätze à 40 Euro) verurteilt. Der Betreiber der Anlage wurde zu einer Geldstrafe von 3.000 Euro (50 Tagessätze à 60 Euro) verurteilt.
Was Du tun kannst, um Ferkeln zu helfen
Auch wenn wir uns natürlich deutlich höhere Strafen gewünscht hätten, sind wir erleichtert, dass es nach so einer langen Zeit überhaupt noch zu einer Verurteilung gekommen ist. In den meisten Fällen von Tierquälerei in Zucht-, Mast- oder Schlachtbetrieben kommt es zu keiner Verurteilung. Und wenn doch, dann ist die Strafe extrem gering – so wie auch in diesem Fall. Wer den Tieren wirklich helfen will, der sollte aufhören, sie zu essen und sich pflanzlich ernähren.
RTL SternTV Bericht:
Studio-Gespräch: