Erfolg nach Aufdeckung und Strafanzeige

Versteckte Kameras filmten brutale Qualen von Schweinen
Ende 2020 veröffentlichen wir Videomaterial aus 3 Schweinemast Anlagen, welche in den in den Ortschaften Ohne, Samern und Wietmarschen, im Landkreis Grafschaft Bentheim (Niedersachsen) liegen. In allen Fällen wurden Schweine unter katastrophal Zuständen gehalten und kranke sowie verletzte Tiere nicht tierärztlich behandelt. Mit versteckter Kamera wurde zudem in allen Betrieben ein brutaler Umgang mit den Schweinen gefilmt sowie illegale Nottötung, in einem Fall wurden Schweine mit einem Gewehr erschossen. Es ist unvorstellbar, dass ein Mensch in der Lage ist, Tiere so sehr zu quälen und zu misshandeln.
Krankes Tier zum Sterben zurückgelassen
So wurde in dem Mastbetrieb in Samern ein Schwein, das schwer krank war und dringend tierärztliche Hilfe benötigt hätte, einfach in den Zwischengang gelegt, ohne Zugang zu Wasser und Futter. Die versteckten Kameras dokumentierten tagelang, wie der Landwirt immer wieder an dem kranken Schwein vorbeiging oder sogar über das Tier stieg, weil es ihm im Weg lag. Der Landwirt hat das Tier dort abgelegt, damit es jämmerlich stirbt. Kaum vorstellbar, welche Höllenqualen es in seinem Todeskampf erleiden musste.
Erst nach mehreren Tagen ohne Wasser und Futter machte der Landwirt Anstalten, das völlig abgemagerte und erschöpfte Tier mit einer sogenannten Nottötung zu erlösen. Dazu versuchte der Mäster, mit einem Bolzenschussgerät einen kleinen Bolzen in den Kopf des Tieres zu schießen, was jedoch nicht gelang. Auch der zweite Schuss hatte keinen Erfolg. Das Tier zeigte immer noch deutliche Anzeichen von Bewusstsein, was der Landwirt aber nicht mehr mitbekam, da er die Tür hinter sich zumachte und das Tier wieder sich selbst überließ. Eigentlich hätte nach dem Bolzenschuss der todbringende Kehlschnitt erfolgen müssen.
Dabei handelt es sich bei der Mastanlage um einen kleinen, „regionalen“ Betrieb mit rund 1.000 Tieren, eher der „Bauer um die Ecke“. Laut Facebook-Seite des Landwirts ist dieser aktives Mitglied der Gruppierung „Landwirtschaft verbindet“ (LSV). Die Gruppierung demonstriert regelmäßig mit Traktoren für mehr Beachtung von Landwirt*innen und verurteilt nächtliche Stallkontrollen und Filmarbeiten von Tierrechtler*innen. Es ist nicht verwunderlich, dass die Verantwortlichen solcher Mastbetriebe nicht wollen, dass in ihren Stallungen gefilmt wird, wenn dort solche Tierquälerei stattfindet. Nachdem wir Ende 2020 eine Strafanzeige erstattet haben, kam es Anfang des Jahres 2023 zum Erlass und schließlich zu Anerkennung des Strafbefehls über 170 Tagessätze. Damit gilt der Landwirt als vorbestraft.
Misshandlungen & illegale Nottötungen
Auch ein Landwirt aus Wietmarschen gilt mitteile als vorbestraft. Hier wurde ein Strafbefehl über 120 Tagessätze zu 50 Euro (zusammen 6.000 Euro) gegen den Betreiber erlassen. Zusätzlich haben auch 2 Mitarbeitende Strafbefehle erhalten, welche die Personen anerkannt haben. Es geht dabei um 70 Tagessätze zu je 50 Euro (zusammen 3.500 Euro) sowie 55 Tagessätze zu je 50 Euro (zusammen 2.750 Euro).
In dem Betrieb wurde ebenfalls Ende 2020 dutzende Missstände mit Kameras gefilmt. So mussten die Tiere in einem völlig verdreckten Stall leben, immer wieder haben sie sich an den scharfkantigen Spaltenböden verletzt. Die entstanden Wunden wurden meist nicht behandelt. Der Hauptvorwurf war aber auch hier, dass kranke und verletzte Tiere illegale notgettötet worden sind. So wurden die Schweine auf die Buchtenkante geschlagen. Dieses brutale Vorgehen ist aus gutem Grund verboten.
Die Aufnahmen zeigen, dass die Tiere nach diesem Schlag jedoch immer noch bei Bewusstsein sind und jämmerlich (irgendwann) versterben. Noch nie zuvor wurden in Deutschland solch unsachgemäße und gesetzeswidrige Nottötungen bei Schweinen dieses Alters dokumentiert
Die versteckten Kameras filmten dieses Vorgehen mehrfach, in einer Szene wirkte es so als würde der Landwirt seine Mitarbeitenden regelrecht dazu anleiten.
Doch damit nicht genug: Beim Sortieren und anschließenden Abtransport der Tiere zur Mastanlage werden die bereits ca. 20 Kilogramm schweren Jungschweine an ihren Ringelschwänzen hochgezogen. Es ist kaum vorstellbar, welche unglaublichen Schmerzen dies bei den Tieren auslösen muss. Besonders absurd: Der Betrieb hat an der „Ringelschwanzprämie“ des Landes Niedersachsen teilgenommen und für jeden in intaktem Ringelschwanz 5 Euro erhalten. Eine Prämie, die im Übrigen komplett aus Steuergeldern finanziert wird. Aber auch in der zugehörigen Sauenhaltung wurden Missstände vorgefunden, so waren die Kastenständen an vielen Stellen zu klein. Mittlerweile hat der Betreiber seine Tierhaltung aufgegeben, in den Stallungen werden Wohnwägen abgestellt. Hier werden keine Tiere mehr gequält!
Landwirt erschoss Schweine mit Jagdgewehr
Ein Tierquäler in der Ortschaft Ohne kam mit einer milderen Strafe davon. Dort wurde gegen den Betreiber ein Strafbefehl in Höhe von 5.600 Euro (80 Tagessätze zu je 70 Euro) erlassen. Auch gegen einen Mitarbeiter wurde ein Strafbefehl in der gleichen Höhe erlassen. Zwar wurden in dem Fall auch ein Strafbefehl erlassen, aber angesichts der Misshandlungen der Tiere steht das aus unserer Sicht nicht im Verhältnis.
Der Landwirt hatte in der Vergangenheit u. a. auch Tönnies in Sögel beliefert, Tönnies hat die Zusammenarbeit mittlerweile beendet. Auf den Videobildern sind auch hier viele Tiere zu sehen, denen nicht tierärztlich beholfen worden ist. So fiel den Tierrechtler*innen in den Aufnahmen vor allem ein Tier auf, das eine erhebliche, blutende und eitrige Verletzung hatte. Aus dem Tier hing der halbe Darm heraus, sowas haben wir in der Form noch nie gesehen.
Die versteckten Kameras dokumentierten, dass neben diesem Tier auch noch drei weiteren schwer kranken Schweinen mindestens drei Tage lang nicht geholfen wurde. Am vierten Tag kam der behandelnde Tierarzt des Betriebes, begutachtete die kranken Schweine und ordnete eine sofortige Nottötung an. Diese erfolgte allerdings erst drei lange Tage später. Mit einem Gewehr versuchte der Landwirt dann die Tiere zu erschießen, was auch hier nicht gelingt. Die Schweine liefen regelrecht nach dem Schuss durch den Stall, und auch diesem Mäster ist es egal, und er überlasst die Tiere sich selbst und geht einfach aus dem Stall. Irgendwann später sterben die Tiere qualvoll. Wer Tiere vorsätzlich so sehr leiden lässt, sollte doch bestraft werden. Dass dieses Vorgehen gesetzeswidrig ist, müsste der Landwirt eigentlich wissen, schließlich ist er im Hauptberuf für die Landwirtschaftskammer NRW tätig und hält u. a. Vorträge. Immerhin hat der Betreiber seinen Jagdschein verloren.
Grundsätzlich müssen wir sagen, dass wir uns deutlich höhere Strafen wünschen, allerdings sehen wir es als Erfolg an, dass es zumindest überhaupt zu Verurteilungen kommt, denn in vielen Fällen von Tierquälerei passiert überhaupt nichts.
Was kannst Du gegen diese Tierquälerei tun?
Kein Tier geht freiwillig in einen Schlachthof, denn Tiere wollen leben und nicht in getötet werden.