Westfleisch-Skandal Fall #7: Betrieb in Borgentreich

Westfleisch-Skandal Fall #7: Betrieb in Borgentreich

Tierquälerei bei Westfleisch-Zulieferbetrieb
in Borgentreich aufgedeckt — Fall #7

Sie präsentieren sich als freundlicher Familienbetrieb auf der Westfleisch-Website. Auf dem Hof steht ein Trampolin und Kinderspielzeug, ein Schwein schaut neugierig in die Kamera. Es wird gelacht und eine schöne, heile Welt präsentiert. Doch hinter den Kulissen sieht es ganz anders aus. In großen Mastanlagen in Borgentreich (Kreis Höxter, Nordrhein-Westfalen) werden Schweine für Westfleisch gemästet. Zu lachen haben die Tiere hier gar nichts. Das beweisen Undercover-Aufnahmen, die dem Deutschen Tierschutzbüro zugespielt worden sind. Sie sind in den letzten Monaten in genau dem Betrieb entstanden, der sich auch im Internet präsentiert.

Hoher Ammoniakgehalt

Beim Betreten der Stallung fallen die vielen geröteten und stark entzündeten Augen der Schweine auf. Offenbar ist der Ammoniakgehalt in der Luft zu hoch. Er entsteht durch die Ausscheidungen der Tiere, die einfach in riesigen Güllebecken unter der Anlage gelagert werden. Durch den Spaltenboden gelangen die Ausscheidungen der Tiere dorthin. Das Ermittlerteam trägt zu ihrer eigenen Sicherheit Handmessgeräte für den Gasgehalt – der Alarm löst mehrfach aus. Einige der Schweine können kaum noch sehen. Die Tiere leiden, doch eine tierärztliche Behandlung scheint nicht zu erfolgen.

 

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Missstände sind nicht unbekannt

Bereits 2017 wurde der Westfleisch-Betrieb von einem Ermittlerteam von tierretter.de e. V.  dokumentiert. Auch damals hatten die Schweine bereits diese schmerzhaften Augenentzündungen. Der Betrieb wurde damals (2017) beim zuständigen Veterinäramt angezeigt, dieses hatte bei einer Kontrolle die Entzündungen auch festgestellt. Die aktuellen Bilder zeigen allerdings, dass sich anscheinend nichts geändert hat – die Schweine leiden noch immer unter genau den gleichen Problemen wie damals schon. Dabei sollte der Betreiber eigentlich fachkundig sein, schließlich ist er seit 1990 Westfleisch-Kooperationspartner für Schweine.

Zusätzlich hat der Betreiber in den letzten Jahren über 200.000 Euro Subventionen von der EU erhalten, u. a. auch für Tierschutz- und Umweltverbesserungen. Bei den uns vorliegenden Videoaufnahmen ist das kaum zu glauben. Hier endet das ohnehin kurze Leben für manche Tiere schon vor dem Schlachthof. Die heile Welt, die Westfleisch auf ihrer Webseite verspricht, ist nichts als Schein.

In diesem wie auch in den sechs anderen Zulieferbetrieben von Westfleisch wurden schwere Verstöße gegen Gesetze und Straftaten dokumentiert. Aus diesem Grund wurde gegen jeden der 7 Betriebe Strafanzeige erstattet.

 

Update (18.01.2023): Die Staatsanwaltschaft Paderborn hat die Ermittlungen gegen die Verantwortlichen eingestellt, wir haben Beschwerde eingelegt.

Über Westfleisch

Mit etwa acht Millionen getöteten Tieren pro Jahr und einem Umsatz von 2,56 Milliarden Euro ist Westfleisch – neben Tönnies und Vion – einer der größten Schweineschlachter Deutschlands. Das Unternehmen mit Sitz in Münster, Nordrhein-Westfalen, hat neun Standorte und über 5.500 Mitarbeitende. Westfleisch ist eine Genossenschaft: Rund 4.500 bäuerliche Familienbetriebe sind Eigentümer des Unternehmens. Westfleisch verkauft sein Rinder- und Schweinefleisch sowohl direkt als auch über seine zahlreichen Tochterunternehmen und hat damit in der Vergangenheit Discounter wie Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Penny, Netto und Norma beliefert. In Nordrhein-Westfalen kooperiert Westfleisch zudem mit dem Lebensmittelunternehmen Fleischhof Rasting und beliefert darüber die Supermarktketten EDEKA und Marktkauf in der Rhein-Ruhr-Region. Auch der bekannte Süßwarenkonzern Haribo bezieht die Gelatine über Westfleisch.

Jetzt den Schweinen helfen!

Mit der aktuellen Kampagne gegen Westfleisch decken wir nunmehr zum wiederholten Mal erschreckende Zustände in der Schweinemast auf. In den vergangenen Jahren haben wir bereits mehrfach dokumentiert, wie Tiere für Schlachtunternehmen wie Tönnies und Vion leiden. Doch auch in Bio-Schlachthöfen haben wir grausame Tierquälerei dokumentiert. Der beste Weg, den Tieren zu helfen, ist  sie nicht mehr zu essen. Eine pflanzliche Ernährung ohne Fleisch und andere tierische Produkte, ist heute so einfach wie nie. Leckere Rezepte und praktische Einkaufstipps gibt’s bei Twenty4VEGAN.de.

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